Therapieoptionen zur Prävention von Exazerbationen bei COPD

6. Nicht-medikamentöse Maßnahmen

An erster Stelle der nicht-medikamentösen Exazerbationsprävention steht die Tabakentwöhnung. Basis der Tabakentwöhnung ist eine gezielte Verhaltenstherapie, die insbesondere bei Nikotinabhängigkeit durch medikamentöse Behandlung mit Nikotinersatz und z. B. Bupropion oder Vareniclin unterstützt werden kann [Andreas et al. 2008, Stead et al. 2016]

Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken werden für COPD-Patienten aller Schweregrade empfohlen [GOLD 2017].

Eine wichtige Voraussetzung für eine wirkungsvolle medikamentöse inhalative Therapie und damit zur Prävention von Exazerbationen ist der korrekte Einsatz des Inhalations­gerätes [Riley und Kruger 2017]. Daher sollte zu Therapiebeginn eine individuelle Auswahl eines geeigneten Inhalationsgerätes und eine ausführliche Einweisung in die Inhalationstechnik erfolgen. Spezielle Schulungs­programme (z. B. „COBRA“) können helfen, diese Anleitung zu vertiefen und immer wieder zu aktualisieren [Deutsche Atemwegsliga e.V. 2017]. Weiterhin erfahren Patienten in solchen Schulungen mehr über ihre Erkrankung, deren Selbstkontrolle und wie Exazerbationen frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

Die stetige Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit aufgrund des progredienten Verlaufs der COPD kann durch eine gezielte körperliche Trainingstherapie günstig beeinflusst werden. Sportliche Betätigung kann darüber hinaus einer sozialen Isolation und Depression vorbeugen [Mammen und Faulkner 2013]. Hier kann die Teilnahme an speziellen Lungensportgruppen oder die Teilnahme an einer ambulanten bzw. stationären Rehabilitationsmaßnahme den Einstieg erleichtern. Im Rahmen einer spanischen Studie mit 340 Patienten konnte zudem gezeigt werden, dass eine gesteigerte physische Aktivität das Risiko für eine Hospitalisierung reduzieren kann [Garcia-Aymerich et al. 2003]. Eine begleitende Atemphysiotherapie wirkt zusätzlich unterstützend auf Lungenfunktion und die Atemmuskulatur. Gleichzeitig erlernen Patienten hier Techniken, mit denen sie eine akute Atemnot besser bewältigen können (z. B. Lippenbremse, Kutschersitz). In manchen Fällen kann auch eine gezielte Ernährungsumstellung einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben [Vogelmeier et al. 2007].

Bei Patienten mit schwerer bis sehr schwerer COPD sollte eine ambulante oder stationäre Rehabilitation erwogen werden, da mit dieser Maßnahme die besten Ergebnisse hinsichtlich Atemnot, Gesundheitsstatus und Bewegungsfähigkeit der betroffenen Patienten erreicht werden [McCarthy et al. 2015]. Besonders nach einer schweren Exazerbation kann durch eine pulmonale Rehabilitation eine erneute Hospitalisierung vermieden und das Mortalitätsrisiko reduziert werden [Puhan et al. 2011]. Zudem können künftige Exazerbationen milder ausfallen und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verkürzt werden [Wedzicha und Seemungal 2007].

Weitere Therapieformen bei sehr schwerer COPD sind die Langzeitsauerstofftherapie sowie die intermittierende nicht-invasive Beatmung (NIV) [GOLD 2017]. Bei COPD-Patienten mit chronischer Hyperkapnie kann die NIV die Lebensqualität deutlich verbessern und führt zu einem längeren Überleben [Kohnlein et al. 2014]. Die Langzeit­sauerstofftherapie zielt bei geeigneten Patienten darauf ab, vor allem die durch Belastungsdyspnoe eingeschränkte Mobilität der Patienten zu verbessern. Ein signifikanter prognostischer Vorteil durch eine Langzeitsauerstoff­therapie konnte kürzlich in einer großen Studie bei Patienten mit moderater Ruhehypoxämie (SaO2 89 – 93 %) nicht erreicht werden [The Long-Term Oxygen Treatment Trial Research Group 2016]. Die Nebenwirkungen der Sauerstofflangzeittherapie beschränken sich in der Regel auf eine mögliche Austrocknung der Schleimhäute, Nasenbluten oder Hautreizungen und sehr selten Stürze über das Equipment [The Long-Term Oxygen Treatment Trial Research Group 2016]. Wichtig ist zudem, dass die Patienten sich an die Vorgaben des Arztes halten und sich nicht selbständig eine zu hohe Sauerstoff-Dosis verabreichen (Risiko der Hypoventilation mit Hyperkapnie) [Rees und Dudley 1998]. Daher sollte die Einstellung der Patienten regelmäßig überprüft und auf Anzeichen wie Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit oder Benommenheit geachtet werden.